Mein Blog #1

Hier also mein erster Blogeintrag. Es geht um „serendipity“, um Glück, unerwartete Entdeckungen und ihre Verbundenheit miteinander.
Impression eines Kanals in Cadzand in den Niederlanden.
Der blaue Himmel in Cadzand. | © Susanne Meinel

Schon mal etwas von „serendipity“ gehört? Oder gar den sperrigen deutschen Begriff der „Serendipität“? Der Duden definiert diesen Denkansatz als „(Prinzip der) Zufälligkeit einer ursprünglich nicht angestrebten, aber bedeutenden Entdeckung; auch die zufällige Entdeckung selbst“.

Doch im englischen Begriff steckt so viel mehr, er ist Teil der Alltagssprache und meint eben nicht nur Zufallsfunde und glückliche Fügungen. Erstmals verwendete ihn der britische Autor Horace Walpole 1754 in einem Brief an seinen in Florenz lebenden Freund Horace Mann. Ein persisches Märchen hat ihn zu dem Märchen mit dem englischen Titel The Three Princes of Serendip (das heutige Sri Lanka) inspiriert, in dem die drei Prinzen viele solcher unerwarteten Entdeckungen machen. So prägte er den Ausdruck „serendipity“.

In meinem Leben hat serendipity immer schon eine große Rolle gespielt, lange bevor ich den Begriff kannte oder überhaupt wusste, dass es dafür einen Begriff gibt. So viele zufällige und glückliche Begegnungen haben meinem Leben immer wieder die richtige Wendung gegeben. Dann hat mir vor ein paar Jahren eine niederländische Freundin davon erzählt. Für ihr Coworking-Space-Netzwerk sollte eine serendipity-machine entwickelt werden, um dem Glück öfter auf die Sprünge zu helfen. Ein spannender Gedanke für den Einsatz von Technologie, um uns das (Arbeits-)Leben leichter zu machen.

Wenige Tage nachdem ich das erste Mal der Idee „serendipity“ begegnet war, stand ich im Laden einer befreundeten Buchhändlerin, der ich mein Leid klagte, dass wir uns mal wieder viel zu spät um eine Unterkunft für die Sommerferien gekümmert haben und nun immer noch keine Bleibe haben… Sie schaute mich an und sagte: Unser Ferienhaus in Holland ist genau zu dieser Zeit frei, da musste jemand abspringen. Wollt ihr nicht dorthin fahren? Es wurde ein sehr schöner Urlaub an der holländischen Küste mit Freunden…

Der Strand in Cadzand in den Niederlanden. | © Susanne Meinel

Und genau diese Offenheit, diese Bereitschaft, Zufallsfunde und Glücksfälle zuzulassen, ist in der britischen Lesart von serendipity enthalten. Denn natürlich geht es nicht nur darum, dass Zufälle passieren, sondern vielmehr darum, sie auch ins eigene Leben hineinzulassen: Mit offenen Augen, dem Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten und einer gehörigen Portion Spontaneität durch die Welt gehen, das gehört eben auch dazu. Ein ebenso entscheidender Faktor ist, dass dies alles natürlich niemandem allein passieren kann. Dieser charmante Denkansatz funktioniert nur gemeinsam mit anderem Menschen, in einem Netzwerk also. Und vermutlich nur in einem Netzwerk von Menschen, die sich mit Offenheit und Wertschätzung begegnen. Und auch daran haben jede und jeder selbst ihren Anteil.

So, und nun schmeiße ich zum Abschluss noch meine persönliche serendipity-machine an:

Bei meiner Recherche für diese Zeilen entdeckte ich – sozusagen en passant, dass die Bar Hemingway im Hotel Ritz in Paris einen Serendipity anbietet, einen Cocktail aus Champagner und Calvados. Das klingt nach einem sehr schmackhaften Zufallsfund… Wer nimmt den Faden auf und mag sich an diesem serendipity-Moment mit mir freuen und gemeinsam den Geschmack von Serendipity kosten? Ich lege schon mal eine Flasche Crémant kalt und suche im Bücherschrank „Der alte Mann und das Meer“. Santé!